Fenster-Besprechung
Gnadenströme und Seligpreisungen
Den Meistermann-Fenstern liegen die Seligpreisungen aus Matthäus 5, 3-10 zu Grunde. Insgesamt zehn Rundfester bilden den Mittelpunkt der Glaskunst, wobei das letzte Fenster auf beiden Seite der Empore die gleiche Malerei zeigen. Auf der linken Seite des Kirchenschiffs findet man von vorne nach hinten betrachtet:
Selig sind, die da geistlich arm sind,
denn das Himmelreich ist ihr.
In der Mitte des Fensters sind in zurückhaltenden Farben ein Anker, rechts ein Kreuz und links ein Kelch mit einem teils rot gefärbten Tropfen zu sehen.
Den offenen Kelch, der den Tropfen empfängt, können wir als Symbol sehen, für die Haltung, die dem geistlich arm sein entspricht: offen sein für die Gnade Gottes.
Das Tropfenmotiv können wir in mehreren Fenstern der Lutherkirche erkennen und als Symbol für Gnade deuten.
Selig sind die Barmherzigen,
denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Aus tiefroten und violetten Flammen ragt weiß eine Hand heraus, in deren Mitte ein gelber Tropfen zu sehen ist: Bilder von Not und Hilfe begegnen sich.
Der gelbe Tropfen erinnert an die drei gelben Tropfen im Fenster der Lutherkapelle, hinter dem Bildnis des gekreuzigten Christus. In diesem Rundfester könnte der gelbe Tropfen in der Hand ein Hinweis auf die Wundmale Christi sein.
Ganzheitlicher Blick
Betrachtet man nicht nur die Motive, sondern die gesamte Glasmalerei, so findet man in allen Rundfenstern eine waagerechte Wellenbewegung. Diese ist zweifarbig und nach klaren Regeln angeordnet.
So sind die vorderen beiden Fenster in Grün gehalten, die beiden hinteren Rundfester
in Blau. Die rote Farbe dominiert in den mittlern, gelb im jeweils zweiten Fenster des Zyklus.
Es lohnt sich die Farben länger auf sich wirken zu lassen. Vielleicht gelingt es Ihnen die Stimmung aufzunehmen und sie zum Inhalt der zugehörigen Seligpreisung in Beziehung zu setzen. So entsteht eine Symbiose zwischen dem Text der Bibel und der Glasmalerei von Georg Meistermann.