Fenster-Besprechung: Altarraum
Bei den Rundfenstern steht durch ihre Anordnung und die waagrechten Wellenlinien die Horizontale
im Vordergrund. Bei den Fenstern im Altarraum wird schon durch ihre Form und die senkrechte Unterteilung die Vertikale stark betont.
Bei diesen Fenstern zieht sich über die gesamte Höhe ein Wellenband von oben nach unten. Im unteren Teil wird das Band teilweise von Wellenlinien gekreuzt, welche Wasserwellen assoziieren lassen.
Im oberen Bereich der Glasmalerei sieht man große durchscheinende Tropfen. Meistermann hat durch die mehrfache Zeichnung dieser Tropfen den optischen Effekt erzielt, dass der Betrachter meint, dass sich die Tropfen bewegen und zu Boden fallen. Unten greift der Künstler dieses Motiv wieder auf und stellt die Tropfen einzeln, gelb leuchtend im 'Wasser' dar, ihnen schwimmen ebenso gelb leuchtende Fische entgegen.
Für die Fenster im Altarraum hatte der Künstler keine thematische Vorgabe. Es liegt jedoch nahe, die von oben nach unten fließenden Ströme als 'Gnadenströme' zu bezeichnen. Diese These scheint zulässig, da Meistermann 1969 für die Krankenhauskapelle in Wittlich die 'Gnadenstrom-Fenster' malte. Diese zeigen dieselben Wellen- und Tropfenformen, wenn auch in wesentlich intensiveren Farben.
Steht man im Altarraum, kann man diesen Strom besonders gut nachempfinden. Die Fenster sind auf beiden Seiten identisch, wirken jedoch je nachdem, ob man an der linken oder rechten Kanzel steht, unterschiedlich. Vom Kirchenraum betrachtend fällt der Unterschied noch stärker auf, da jeweils ein Teil der Fenster durch die dazwischenliegenden Streben verdeckt werden. Hierdurch entstehen für den Betrachter, je nach gewählten Standort, immer wieder neue Eindrücke und Bilder.
Am Taufstein ist der Standort, von dem aus die Fenster im Altarraum vollständig zu sehen sind.